Johann Gottlob Töpfer


Sein Leben

Zum 150. Todestag von Johann Gottlob Töpfer  haben die Johannisgemeinde und der Burg- und Heimatverein Niederroßla ein Video produziert, um an den wohl berühmesten Niederroßlaer zu erinnern.

Erstellung & Druck: Gladis Weimar / Viola-Bianka Kießling
Erstellung & Druck: Gladis Weimar / Viola-Bianka Kießling
Erinnerungsplakette am Geburtshaus v. J.G. Töpfer
Erinnerungsplakette am Geburtshaus v. J.G. Töpfer

 Gegenüber dem Feuerwehrgerätehaus in Niederroßla steht das Geburtshaus von Johann Gottlob Töpfer. Hier wurde er  am 04. Dezember 1791 geboren. Im Taufbuch findet sich die Eintragung: "am 4. Dezember wurde Johann Ernst Töpfer von seinem Weibe Hanna Christiane, geborene Schlömilchin, ein junger Sohn geboren, der am 6. des Jahres getauft und Johann Gottlob genannt wurde."

Auszug aus dem Taufregister
Auszug aus dem Taufregister

Töpfer stammte aus einfachen Familienverhältnissen. Sein Vater war Leinenweber und Ackerbauer und verdiente sich als Musiker bei Hochzeiten und anderen Festlichkeiten noch etwas hinzu. So war er Clarinettist und Violinenspieler in einer Musikkapelle.

Pfarrkirche Niederroßla | Foto: privat
Pfarrkirche Niederroßla | Foto: privat

Töpfer berichtet, wie er gerade in der anbrechenden Weihnachtszeit häufiger als sonst die Kirchenglocken hörte und beim Ortskantor, Karl Heinrich Schlömilch (1767-1821) den ersten Musikunterricht erhielt. Auch sein Vater unterstützte die musikalische Förderung seines Sohnes, der neben der Orgel deshalb auch in Gesang, Geige und Klavier unterrichtet wurde.

Wasserburg Niederroßla | Foto: privat
Wasserburg Niederroßla | Foto: privat

Das musikalische Talent Töpfers ist auch Marianne Jagermann, der ersten Frau des großherzoglichen Bibliothekars Rat Christian Joseph Jagermann aufgefallen. Sie unterstützte den jungen Töpfer, so dass er bis 1808 das Wilhelm-Ernst-Gymnasium in Weimar besuchen konnte. Dort wurde er u.a. vom Dichter und Altphilologen Johann Heinrich Voß jun. (1779-1822) sowie vom Konzertmeister Franz Seraph von Destouches (1774-1844) und dem Hofkapellmeister August Eberhard Müller (1767-1817) unterrichtet. Müller, der von 1804-1810 Thomaskantor in Leipzig war, unterrichtete Töpfer vermutlich umfassend in Musiktheorie, sowie im KLavier-, Flöten- und Orgelspiel. Vor allem die Werke Bachs und Mozarts dürften auf dem Unterrichtsplan gestanden haben.

Von 1808-1811 besuchte er das von Johann Gottfried Herder (1744-1803) gegründete Großherzogliche Schullehrer-Seminar, "[...] um schlimmsten Falls, wie Pestalozzi Schulmeister zu werden." (Gottschalg, Nachwort, 198)

Schon während seiner Schul- und Studienzeit wurde Töpfer, wie einige andere Musiker seiner Zeit, von der Erbgroßherzogin des Landes Sachsen-Weimar-Eisenach Maria Paulowna (1786-1859), einer Schwester des Zaren Alexander I. (1777-1825) und Großfürstin von Rußland, unterstützt und gefördert. Ihr widmete er seine Sonate concertante in e-Moll für Flöte und Pianoforte.

Am 23. Januar 1817 heiratete Töpfer die aus Arnstadt stammende Christiane Friederike Magdalena John, Stieftochter des Kammerrates und Hofadvokaten Karl Auguts Büttner,  in der Jakobskirche in Weimar. Ihr gemeinsamer Sohn Friedrich  wurde später Forstwirt in Buchfahrt bei Weimar.

Stattkirche St. Peter und Paul Weimar | Foto: privat
Stattkirche St. Peter und Paul Weimar | Foto: privat

Am 4. Juni 1817 wurde Töpfer Lehrer für musikalische Theorie, Generalbass und Orgelspiel am Großherzoglichen Schullehrer-Seminar Weimar und führte sei 1823  er auch den Professorentitel. Mit der Stelle des Orgellehrers  am Seminar war auch die Stadtorganistenstelle an der Stadtkirche verbunden. Diese vertrat er von 1819-1830 unentgeltlich für den von 1786-1830 tätigen Stadtorganisten Johann Friedrich Adam Elyenstein. Erst ab 1830 übernahm Töpfer dessen Amt offiziell.

Johann Gottlob Töpfer erhielt gemeinsam mit seiner Frau am 9. Oktober 1822 das Weimarer Bürgerrecht. Da er zu dieser Zeit nur über ein sehr geringes Einkommen verfügte, erhielt das Bürgerrecht gartis und zog wahrscheinlich auch in dieser Zeit mit seiner Frau aus dem Haus des Schwiegervaters in eine eigene Wohnung.

1843 gründete der Musikverleger Gotthilf Wilhelm Körner (1809-1865) einen sogenannten Thüringer Orgelverein, dem neben Ludwig Ernst Gebhardi (1787-1862), Ernst Julius Hentschel (1804-1875), Friedrich Karl Kühmstedt (1809-1858), J.G. Meister (1793-1870), C.F. Seiffert, Gustav Siebeck (1815-1851), Adam Gottlieb Theile (1787-18489, Wilhelm Wedemann (1815-1851),  auch J.G. Töpfer vorstand.

Am 24. September 1859 heiratete Töpfer, dessen erste Frau bereits früh verstorben war, in der Stadtkirche Emilie Auguste Zechel aus Lausigk, die älteste Tochter des Rektors der Weimarer Kirchschule, Johann August Zechel, und Lehrerein am Sophienstift in Weimar. Aus dieser Ehe gingen die Söhne Ernst Alfred und Friedemar hervor.

Am 4. Juni 1867 konnte Johann Gottlob Töpfer sein „Goldenes Amtsjubiläum“ begehen. Er war nun 50 Jahre im Dienst. Der Weimarer Pestalozzi-Verein beschloss, Töpfer mit einem Jubiläums-Sammelband mit Orgelwerken zu ehren. Darin enthalten sind Kompositionen von Schülern und zeitgenössischen Komponisten, unter denen auch Franz Liszt einen Beitrag leistete. Verdient gemacht um das „Töpfer-Album“ haben sich insbesondere Alexander Wilhelm Gottschalg, Töpfer-Schüler, Liszt-Freund und Nachfolger Töpfers und der in Bad Sulza geborene Carl Müller-Hartung, der 1872 in Weimar die erste deutsche Orchesterschule mitbegründete – die Vorläuferin der heutigen Franz-Liszt-Hochschule für Musik.

 

In Rahmen seines Dienstjubiläums verlieh die Landesuniversität Jena J.G. Töpfer das Doctor-Diplom honoris causa der Gemeidnerath der Stadt Weimar das Diplom als Weimarer Ehrenbürger. Darüber hinaus wurde Töpfer Ehrenmitglied des Weimarer Bürgervereins.

Ihm zu Ehren wurde von der musikliebenden Großfürstin Sophia von Sachsen-Weimar (1824-1897), Schwiegertochter Maria Paulownas, eine sogenannzte Töpferstiftung zu Gunsten talentierter aber sozial schwächerer Seminaristen gegründet, die das Ziel hatte, in Eisenach und Weimar qualifizierten Orgelunterricht zu ermöglichen.

Grab v. J.G. Töpfer auf dem Historischen Friedhof (Friedhof vor dem Frauentor) Weimar (c) V-B Kießling
Grab v. J.G. Töpfer auf dem Historischen Friedhof (Friedhof vor dem Frauentor) Weimar (c) V-B Kießling

Am 15. august 1868 starb Töpfers erster Sohn aus zweiter Ehe, Ernst Alfred, mit gerade 8 Jahren an Typhus. Er wurde auf dem historischen Friedhof Weimar bestattet und ist neben dem Grab seines Vaters erhalten.

 

Im Herbst 1869 errankte Töpfer schwer und konnte bis zu seinem Tod am 8. Juni 1870 keine öffentlichen Auftritte und Veranstaltungen mehr absolvieren konnte. Im Auszug aus dem Sterberegister wird als Todesursache von einer Lungenlähmung berichtet. Sein Freund A.W. Gottschalg  schreibt von einer Herzklappenverhärtung bzw. Herzlähmung. (Gottschalg, Nachwort, 203)

 

Am Freitag, den 10. juni 1870, wurde Töpfer auf dem historischen Friedfof in Weimar feierlich beigesetzt. Den Trauerzug, an dem eine große Zahl Kollegen, Schüler, Freude und Verehrer teilnahmen, führten Franz Liszt und Carl Müller-Hartung an.

Auszug aus dem Sterberegister Weimar
Auszug aus dem Sterberegister Weimar

Literatur:

Tacke, Hans-Christian: Johann Gottlob Töpfer, Kassel: Bärenreiter, 2002.